Auf Grund der aktuellen Situation
mussten alle geplanten Austauschreisen bis auf weiteres verschoben werden.

Kindergarten der Deutschen Schule Lissabon - 2017
Geschrieben von Sylvie

Wir sind in Deutschland gut gelandet. An die hiesigen Temperaturen muss ich mich erst wieder gewöhnen. Jetzt bin ich schon ein paar Tage hier und habe alle Eindrücke und Erfahrungen immer noch so präsent, als wären sie gerade vor einer Stunde passiert.

Vor meinem geistigen Auge lasse ich die Bilder durchlaufen und drehe die Zeit einfach zurück. Wo war ich in meinem ersten Bericht stehen geblieben? Ja, wir hatten einen Kindergottesdienst geplant.

Bild1Der Kindergottesdienst

Mit den Kindern haben wir die Geschichte „Die Gefahr des Reichtums“ besprochen. Jesus sagte in dieser Geschichte zu einem reichen Mann: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“

Bild2Wir haben über das Teilen gesprochen und die Kinder haben uns Situationen geschildert, wie und warum sie mit ihren Freunden geteilt hatten!

Von uns bekamen die Kinder Herzen zum Umhängen und am Ende des Gottesdienstes durften sie an alle Teilnehmer noch weitere Herzen verschenken. Mit einigen Bewegungen kombiniert, haben wir das Lied „Gottesliebe“ eingeübt und mit Gitarrenbegleitung vorgetragen.

Tagesablauf Bild4

Um 7:25 Uhr morgens haben wir täglich in Parede das Haus verlassen. Am Bahnhof angelangt, sind wir in den  Zug nach Lissabon eingestiegen. Es war eine sehr schöne Strecke, da wir bis Cais do Sodre die meiste Zeit am Wasser entlang gefahren sind.

Von dort aus hieß es umsteigen in die völlig überfüllte Metro bis zur Endstation Telheiras. Angekommen an der Schule, nach 1 Stunde und zwanzig Minuten, Bild5 atmeten wir erst einmal durch.

Im Café am Schwimmbad der Schule tranken wir häufig einen „Meia-de-leite“ (Milchcafe). Jetzt, das hieß kurz vor 9:00 Uhr, war es Zeit den Kindergartentag zu starten!

Die Deutsche Einheit

Bild3Zu unserer Überraschung wurde der Tag der Deutsche Einheit im Kindergarten gefeiert.

Im Morgenkreis haben die Erzieherinnen über die Bedeutung der Deutschen Einheit gesprochen und Bilder aus verschieden Städten gezeigt (Berlin, Hamburg, München usw.). Ich habe den Kindern die sich das gewünscht hatten, eine deutsche Fahne auf die Wange gemalt und fühlte mich dadurch sehr an die Fußball WM erinnert.

Die Vorschulkinder haben eine riesige deutsche Fahne aus Papierschnipseln gestaltet. Das ganze Haus hat zu diesem Thema gebastelt und gemalt. Auch ein selbstgebackener Apfelkuchen gehörte dazu. Das hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich habe noch nie im Kindergarten die Deutsche Einheit gefeiert, aber hier in Lissabon schon.

Ich glaube, es ist eine interessante Anregung dieses Thema auch mal mit den Kindern in Deutschland zu besprechen; oder ihnen von dieser Feier zu berichten und eine Brücke zum Thema Deutschland zu schlagen.

Musik und Rhythmik

Bild7Die große Sporthalle eignete sich ausgezeichnet für musikalische Spiele. Da mein Schwerpunkt in Musik und Rhythmik liegt, Bild6habe ich mich über diesen freien Bewegungsraum gefreut und wöchentlich eine Rhythmikstunde angeboten.

Zum Thema „Schwer und Leicht“ habe ich die Kinder im Raum Klänge finden lassen. Die Kinder haben die Klänge in die Kategorien schwer und leicht zugeordnet. Taktwechsel und Lautstärken haben die Kinder vom Trommelklang auf Bewegung übertragen.

Laternen basteln

Bild8In der Löwengruppe waren wir bereits dabei, für den Laternenumzug Laternen aus Eierkartons zu basteln. Dabei habe ich die Kinder über mehrere Tage begleitet. Die Kartons wurden bemalt, mit Löchern versehen und anschließend mit bunten Transparentpapier beklebt.

In der Ruhephase, wenn die Rollos unten waren, haben wir das Kerzenlicht einer Laterne angezündet und die Kinder konnten sich vorstellen, wie bunt und schön ihre Laterne im Dunkeln leuchten wird.

Sprachförderung

Die Vorschulkinder haben viele feste Termine in der Woche. Deshalb wurden Zwischenräume häufig ausschließlich für das Freispiel gelassen. Die sprachliche Förderung spielte dabei eine zentrale Rolle. Die Gesamtgruppe wurde in zwei Kleingruppen, A und B, unterteilt.

Montag 09:50 – 10:35 Gruppe A Portugiesisch
Dienstag 08:00 -  09:25 Gruppe B Deutsch
12:00 -  12.30 Musik Gesamtgruppe
Mittwoch
Donnerstag 08:00 - 09:25 Gruppe A Deutsch
09.50 - 11:20 Gruppe B Portugiesisch
Freitag 09:50 – 10.35 Gruppe A Portugiesisch

Vorschulische Vorbereitung

Am Portugiesisch-Unterricht habe ich einmal teilnehmen können:

Die Kinder wurden von der Grundschullehrerin abgeholt. Jedes Kind hatte eine eigene Box mit einem Bleistift, Schnellhefter und Buntstiften dabei. Gemeinsam gingen wir in die Grundschule und die Kinder setzten sich jeweils zu zweit an einen Tisch.

Die Lehrerin hatte die Kinder gebeten, ihren Schnellhefter herauszunehmen und drei Stifte in bestimmten Farben. Dann haben alle miteinander geschaut, ob jeder diese Aufgabe verstanden hatte.

Nach den ersten zehn Minuten haben sich die Kinder dann in einem Kreis auf den Boden gesetzt. Die Lehrerin hat ein Buch vorgelesen und währenddessen den Kindern Fragen dazu gestellt.

Ein solche vorschulische Vorbereitung kenne ich aus Deutschland nicht. Sicherlich lernen die Kinder sprachlich sehr viel, aber ob die Freiräume für die eigene persönliche Entfaltung der Kinder ausreichen, das bleibt für mich eine offene Frage.

Freizeit

An den Wochenenden haben wir uns natürlich die Umgebung angeschaut. Ein lohnenswerter Ausflug war die Überfahrt mit dem Schiff vom Cais de Sodre bis nach Casihlas zur Besichtigung der Christus Statue.

Am Tejo kann man entlang spazieren und Lissabon von der andern Seite aus betrachten. Dort befinden sich sehr typische portugiesische Restaurants die noch nicht so sehr von der Touristenwelt erschlossen wurden.

Dieser Ausflug war bereits an unserem letzten Wochenende. Im Kindergarten hieß es nun Abschied nehmen, mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Ich habe mich in der Löwengruppe sehr wohl gefühlt und die Kinder waren mir sehr vertraut geworden.

Bild10 Bild11 Bild9

Was nehme ich alles mit?

Wo soll ich anfangen? Die offene, freundliche Art und der Empfang der Kollegen/ Leitung. Vielen herzlichen Dank an das Team des Deutschen Kindergartens Lissabon und an unsere Gastgeberin.

Die Lebendigkeit der portugiesischen Mentalität hat mich berührt. Auf eine Frage „Warum kann es niemals ganz ruhig werden?“ bekam ich die Antwort: „Das ist das Zeichen das wir leben“!

Wenn mir jetzt in Deutschland in meiner Gruppe die Kinder laut erscheinen, erinnere ich mich gerne an diesen Satz und es erscheint mir gar nicht mehr laut zu sein sondern einfach nur lebendig.

Einige schöne Lieder habe ich gelernt und mitgebracht. Die tollen Musikstunden vor Ort waren klasse. Auch ein portugiesisches Lied haben die Kinder für mich gesungen. Die Aufnahme von diesem Lied „ No meu bolso guardei“ wird mich noch lange an sie erinnern!

Adeus Lissabon!
Ich danke für diese wunderbare Möglichkeit des internationalen Austausches!

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