Kindergarten der Deutschen Schule Lissabon - 2017
Geschrieben von Avany
Nach meinen zwei Wochen im Kindergarten der deutschen Schule Lissabon bin ich in die Zweigstelle in den schönen Stadtteil Estoril gewechselt. Der Kindergarten befindet sich in einer Villa auf einem Berg.
Der Kindergarten hat drei Gruppen. Zwei Elementar- und eine Vorschulgruppe, „Die Dinos“, mit denen ich die letzten zwei Wochen arbeiten durfte. Im Haus sind auch die erste und zweite Grundschulklasse untergebracht. Da es dort keine Turnhalle gibt, gehen oder fahren die Kinder zur Turnhalle der Freiwilligen Feuerwehr von Estoril zur Sportausübung.
Das System in Estoril ist ähnlich wie in Lissabon. Die Öffnungszeit ist hier aber von 8.00 Uhr bis 17.30 Uhr. Früher wurden dort Kinder von reichen deutschen Familien, die in der Umgebung wohnten, betreut. Heutzutage sind Kinder aller Nationen in der Zweigstelle in Estoril vertreten.
Mein erster Tag in Estoril: Frösche!
Um kurz nach acht, machte ich auf dem Weg nach Estoril. Es sind nur drei Bahnhaltestellen von Parede, unserem Wohnort, entfernt. In Estoril kam ich pünktlich um 9.00 Uhr nach ca. einem zwanzigminütigen strammen Fußweg in der Kita an.
Die Sekretärin, Nicole Swinke, hat mich zur „Dinogruppe“ begleitet. Dort traf ich Miriam Wabra, die FSJ`lerin Ayleen und neunzehn süße Kinder, die sehr neugierig auf mich waren. Der Tag verlief nach Miriams Formulierung „turbulent“. „Es ist keinen normaler Tag“, sagte sie. Eine Mutter hielt einen Vortrag über Frösche im Sitzkreis, sie ist Biologin. Die Kinder waren sehr konzentriert und haben vieles über Frösche erfahren. Die Idee war, alles über Frösche in dieser Woche zu erlernen.
Grundlage war ein Bilderbuch über „Glück“, indem ein Frosch der Hauptdarsteller war. Das Buch wurde im Sitzkreis von Miriam vorgelesen. Dann folgte die Idee, Froschlaternen zu basteln und ich dachte an das Lied „Wir Fröschlein“. Dieses Lied habe ich den Kindern in der Woche beigebracht.
Am Freitagnachmittag sangen wir es zusammen. Ich begleitete mit der Gitarre, die Kinder suchten sich verschiedene Instrumente aus und machten mit. Um 10.00 Uhr frühstückten die Kinder. In Estoril und auch in Lissabon wird nicht wie bei uns auf ein gesundes Frühstück bestanden. Die Kinder dürfen von Schokoladen bis Salzstangen alles mitbringen. Manche haben auch Obst und Brot mit Käse oder Wurst. In beiden Einrichtungen steht Rohkost, Obst und Gemüse für alle Kinder zur Verfügung.
„Die Dinos“
Der Montag, ist Sporttag für „die Dinos“. Nach dem Frühstück, machen sich die Kinder und die Erwachsenen, alle mit Warnweste bekleidet, auf den Weg zur Turnhalle der freiwilligen Feuerwehr Estoril. Ca 150-200 Meter geht man bergab zur Halle, mittags fahren sie mit dem Schulbus zurück.
Nach der Ankunft gegen 12.25 Uhr essen „die Dinos“ in der „Mensa“ das Mittagessen. Jeden Tag nach dem Mittagessen dürfen die Kinder ein bisschen auf dem Außengelände spielen und danach folgte die Übergabe der Kinder in das Nachmittagsprogramm. „Die Dinos“ sind Vorschulkinder und haben einen etwas anderen Tagesablauf.
Portugiesische Kinder lernen Deutsch als Fremd- und Portugiesisch als Muttersprache in der Einrichtung. Bei deutschen Kindern ist es andersherum. Beide Sprachen werden als fundamental angesehen. Kinder aus anderen Nationen müssen beide Sprachen als Fremdsprachen lernen.
Am Nachmittag betreut die Erzieherin Jana und Aloscha die gesamte Gruppe und wird lediglich durch temporär anwesende Praktikanten unterstützt. Mit Jana konnte ich sehr gut zusammenarbeiten. Wir haben vieles mit den Kindern umgesetzt. Sie hat ein Programm eingeführt dass sie „Ateliers“ nennt.
Am Vormittag war ich Miriams „Assistentin“ und am Nachmittag habe ich einige Projekte mit den Kindern verwirklicht. Ich habe mit den Kindern musiziert, allein eine kleine Gruppe mit Aktivitäten geleitet z.B. eigene Knete mit den Kinder herstellen und vieles mehr. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Der Abschied
Am Tag meines Abschiedes in Estoril durften die Kinder im Sitzkreis erzählen, was ihnen an mir gefallen hat. Ich war sehr berührt über die Worte der Kinder. Manche haben mich danach umarmt und gesagt, dass sie mich vermissen werden.
Am Nachmittag verteilte ich Süßigkeiten für die Kinder, wie in Lissabon und überreichte den Erzieherinnen ein gebasteltes Geschenk.
Pädagogische Unterschiede im Rückblick
Die Pädagogik, die in den beiden Kindergärten angewendet wurde, unterscheidet sich meines Erachtens sehr von der deutschen Pädagogik. Es gibt keine „Eingewöhnung“ nach dem Berliner Modell oder ähnlichem. Es wird auch vorausgesetzt, dass die Kinder trocken sind und es gibt keinen Wickeltisch.
Auch empfand ich den Umgang der Erzieherinnen mit den Kindern oft als sehr autoritär und ganz anders als bei uns. Das System erinnert mich daher eher an eine Schule anstatt an einen Kindergarten. Die Kinder sind auch eher verplant wie in der Schule. Die Gruppen, mit portugiesischem Temperament, sind meistens unruhig. Die Nutzung der Mobilfunkgerätes für Mitarbeiter ist bei der Arbeit erlaubt.
Ich habe aber viele Erzieherinnen erlebt, die in diesem System eine tolle Arbeit machen. Sie sind mit dem Herzen dabei und tun alles für das Wohlgefühl der Kinder.
Mein Fazit
Manchmal war es sehr anstrengend in diesen vier Wochen, aber den Weg nach Hause, am Strand vorbei zu fahren und die schönen Sonnenauf- und Untergänge zu genießen, die schönen alten Häuser und Gassen in Lissabon mit den Eletricos (Straßenbahnen), das schöne Essen und das portugiesische Leben haben mir letztendlich den Abschied aus der Stadt schwer gemacht.
Was nehme ich mit? Ich bin froh, diesen Schritt getan zu haben und merke, wie sehr mich die Spontanität der KollegegInnen in Portugal beeindruckt hat. Probleme wurden schnell und unkompliziert angegangen und gelöst. Das macht das Arbeitsleben leichter und fröhlicher. Ich empfehle allen Kolleginnen solche Erfahrungen im Ausland zu machen.