Kindergarten der Deutschen Schule Lissabon - 2015
Geschrieben von Katja
Die Zeit hier in Portugal neigt sich so langsam dem Ende zu... die Tage sind gezählt und es gibt sowohl auf der Arbeit als auch in der Freizeit noch viel zu tun!
Aber erstmal zur letzten Woche. Dort war ich ja bei den „Marienkäfern“. Zur Erinnerung: Eine Gruppe 3 bis 5-Jähriger, die allesamt kaum Deutsch sprechen bzw. verstehen. Im Laufe der Woche hatte ich das Gefühl, wenn die Kinder mit einem Problem zu mir kamen und mir dies auf portugiesisch erzählten, dass ich sie schon sehr gut verstehen und ihnen weiterhelfen konnte.
Ich habe die Kinder gut kennengelernt und mich auch etwas in deren Sprache reingehört. Natürlich habe ich dann auch den Wochen- und Tagesablauf dieser Gruppe gut verinnerlicht und konnte viel helfen. Die Kollegin sagte immer mal, dass sie froh ist mich zu haben. Endlich etwas Unterstützung, wo sie sonst viel allein arbeiten muss!
Wir hatten auch etwas Zeit über meine Sichtweise der Gruppe und deren Alltag zu sprechen und so haben wir auch gleich ein paar meiner Tipps umsetzen können. Außerdem war in der Woche für mich Zeit in den vielen Morgen- oder Stuhlkreisen viele Lieder einzubringen. Am liebsten mochten die Kinder „Die Sonne schläft die ganze Nacht ...“ .
Wie ich bereits erwähnt habe, war ich für eine Sprachfördergruppe zuständig. Ich hatte die Woche über 5 Kinder, die noch gar kein Deutsch sprechen und eigentlich auch nicht verstehen. Alle Kinder der 3 bis 5 Jährigen wurden ja in Sprachgruppen aufgeteilt und so werde ich auch in dieser Woche diese fünf Kinder behalten und kann meine Einheiten weiter fortführen. Ich habe angefangen zum Thema Farbe zu arbeiten.
Ich konnte unterschiedliches feststellen: Zum Beispiel, dass einige meiner fünf Kinder noch gar keine Farben kannten, während ein Junge sie sogar schon auf Deutsch sagen konnte. Wir haben uns Dienstag, Mittwoch und Donnerstag langsam herangetastet und die fünf Kinder haben sich sehr gut in ihrem Wissen über Farben ergänzt. Da die Kinder fast alle gerade 3 Jahre alt geworden sind, war die halbe Stunde der Sprachfördereinheit mehr als genug und einige sind auch zwischendurch schon aufgestanden.
So haben wir dann immer wieder im Raum nach den Farben geschaut und alles Bunte heraus gesucht. Bisher waren das tolle Einheiten, weil ich festgestellt habe, dass ich ein oder zwei Kinder unterschätzt habe. Sie verstehen doch schon viel mehr Deutsch, als es in der großen Gruppe mit allen Kindern so wirkt. Während andere, die zum Beispiel eine deutsche Mutter haben und das kennen müssten, noch gar kein Wort verstehen. Es war sehr spannend zu beobachten und ich freue mich, dass ich die Kinder auch diese Woche noch habe, um das weiter fortzuführen!
Freitag war nochmal ein besonderer Tag für die Kinder. Freitags ist immer Büchereitag. In der dazugehörigen Schule, in der Kantine, wo die Kinder auch Mittagessen, findet diese immer statt. Dort stehen jede Menge Bücher und es kommen zwei Frauen, die das begleiten. Die Eltern bringen den „Büchersack“ mit und die Kinder dürfen anfangs in Begleitung eines Erziehers und später auch allein,dorthin. Sie geben die „alten“ Bücher ab und suchen sich maximal drei neue Bücher aus. Wer keinen „Büchersack“ mit hat, kann keine ausleihen.
Diesen Freitag war ich dann mit einigen Kindern dort und die „Großen“ wussten wie es geht und waren ganz schnell, während die Kleinen viel Zeit brauchten, um sich welche auszusuchen. Danach wurden die erstmal wieder in den Büchersack gesteckt und durften mit nach Hause genommen werden.
Ja und wie es der „Lissabon – Fluch“ so will. Es war Wochenende UND das Wetter wieder schlechter. Nach einer herrlich sonnigen Woche, wo man noch gemütlich am Strand liegen konnte, gab es Samstag einen heftigen Sturm und viel Regen. Eigentlich mochte keiner so recht das Haus verlassen und es sah, wenn man rausschaute, auch echt ungemütlich aus. Später habe ich mich dann zum Einkaufen begeben, es ist trotzdem erstaunlich warm, das vermutet man gar nicht, weil man aus Hamburg dann auch Kälte gewohnt ist!
Langsam wurde es trocken, aber der Wind blieb. Dadurch waren aber die Regenwolken schnell weggeblasen und innerhalb von einer halben Stunde war plötzlich strahlend blauer Himmel mit ein paar Schönwetter-Wolken. Erstaunlich wie schnell das ging! Der Wind blieb aber und auf den Straßen zog dann etwas der Herbst ein, wie man ihn aus Hamburg kennt (nur die Temperatur unterscheidet sich enorm!!). alles lag voller Blätter, Bäume waren abgerissen oder umgeknickt, lagen auf den Straßen und hinterher sagte man uns, dass es wohl sogar ein Orkan war. Sogar die Flugzeuge konnten in Lissabon weder starten noch landen. Sonntag war es wolkig, mit ein paar Schauern. Montag wolkig und trocken. Ab Dienstag endlich wieder Sonne und 25 Grad und wir hoffen, dass das nun so bleibt, bis wir abreisen! Uns steht nun auch mal ein sonniges Wochenende zu!
So und diese Woche befinde ich mich dann nochmal in der anderen Gruppe: die „Eulen“. Auch Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren. Dort gab es im Sommer nicht viele neue Kinder bzw. Kinder aus Deutschland und daher ist die allgemeine Sprache unter den Kinder überwiegend Deutsch. Nur hier und da hört man etwas portugiesisch. Für mich ist das natürlich wesentlich einfacher und fast ein bisschen wie in Deutschland. Ich werde die nächsten Tage auch nochmal vom Tagesablauf dieser Gruppe berichten, da sich das doch sehr von der anderen Gruppe unterscheidet.
Montag war wieder Turntag. Nach einem Morgenkreis, Freispiel, Frühstück und erneutem Freispiel ging es dann zu Fuß zur Turnhalle bei der Feuerwehr. Dort habe ich mit der Kollegin der Gruppe einen „Parcour“ aufgebaut und die Kinder durften frei herumtoben und auf den Parcour klettern. Alle Kinder waren nach ca. 40 Minuten gut ausgepowert und dann ging es mit dem schuleigenen Bus zurück zum Schul- bzw. Kindergartengelände.
Dienstag war dann Waldtag. Der Kindergarten geht gemeinsam mit allen Kinder einmal monatlich in den Wald. Alle drei Gruppen (Vorschule und die andere beiden Gruppen) stiegen also um 9 Uhr in den extra gemieteten Bus und dann sind wir in die Nähe von Sintra gefahren. Das dauerte ca. 15 Minuten. Wir stiegen bei einem Kloster mit angrenzender portugiesischer Schule aus. Dort liefen wir mit vier Kollegen und insgesamt 39 Kindern Richtung Wald. Wir sollten uns vor Ort ankündigen, um in den Wald gehen zu dürfen. Nachdem wir ewig gewartet haben und herumstanden und die Kinder sowohl hungrig als auch ungeduldig wurden, kam dann jemand, der sagte, dass wir nicht in den Wald dürften, weil dort alle Bäume beim Sturm umgestürzt seien.
So führte uns eine ältere Frau den ganzen Weg, den wir schon gegangen waren wieder zurück, zu einem kleinen Waldweg. Dort sollten wir dann in den Wald gehen. Sie verließ uns und wir liefen des Weges. Die Kinder jammerten, dass sie hungrig seien und der Waldweg endete und kein Wald in Sicht. So haben wir erstmal gefrühstückt und nach abermals langem hin und her haben wir uns dann dafür entscheiden einfach auf diesem Waldweg zu spielen. Der Waldtag verging trotz langem hin und her und Warterrei (wie das halt hier so ist, man hat ja Zeit!) dann relativ schnell. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter. Endlich wieder Sonnenschein und angenehme 24 Grad!
Nach Feierabend bin ich dann zu meinem lang geplanten Ausflugsziel gefahren: Nach Sintra zum Palácio da Pena. Ich wollte das eigentlich bei schönem Wetter am Wochenende machen. Aber bisher waren ja alle Wochenenden verregnet und nun habe ich die Chance ergriffen. Das ist wohl einer der höchsten Berge Portugals, wo dieser bunte Palast, erbaut im 19. Jahrhundert, thront. Nach einer Busfahrt, die über steile und kurvige Serpentinen und durch den sehr, sehr großen angrenzenden Park ging, war ich oben angekommen. Ich schaute mir den Palast an und genoss vor allem den wundervollen Ausblick herunter.
Ich hatte einen perfekten Ausblick über den großen Park, die Stadt, das Meer, einfach alles!! Es war wirklich schön! Die Sonne schien mir auf die Nase und ich habe dort viel Zeit verbringen können. Nachdem ich wieder unten in der Stadt Sintra (die übrigens UNESCO – Weltkulturerbe ist) angekommen war, bin ich noch etwas dort herumgelaufen.
Nun habe ich nur noch knapp eine halbe Arbeitswoche vor mir. Mittwoch wollen wir einkaufen gehen, weil am Freitag eine Kürbissuppe gekocht wird. Zum Nachtisch plane ich mit den Kindern Franzbrötchen selber zu machen. Donnerstag feiern wir einen Kindergeburtstag und dann ist auch bald schon wieder Wochenende. Wie ihr nun lesen könnt, es ist noch viel zu tun bis es wieder zurück ins regnerische und kalte Hamburg geht!
Sonnige Grüße von Katja